Gersthofens neues „Grünes Herz“

Betonwüste und Brache ade

Gut Ding will Weile haben: Am 4. Oktober 2023 beschloss der Gersthofer Stadtrat mehrheitlich, die Pläne für das neue „Grüne Herz“ der City umzusetzen. Der Weg dorthin war lang und steinig, doch der Erste Bürgermeister der Stadt, Michael Wörle, ist sich sicher, dass die Umsetzung des Siegerentwurfs aus dem internationalen Wettbewerb von 2022 die Kommune in jeglicher Hinsicht voranbringen wird.

Foto und Planzeichnungen grabner huber lipp landschaftsarchitekten, Behnisch Architekten, Stadt Gersthofen

Grün, multifunktional, urban – das sind die Schlagwörter, die die Neugestaltung der Gersthofer auf eine attraktive und zukunftsorientierte Innenstadt freuen. Der favorisierte Entwurf des Freisinger Planungsbüros grabner huber lipp beinhaltet einen Wechsel aus begrünten und befestigen Flächen, angepasst an die Bewegungsströme der Fußgänger. Der Bereich spannt sich vom Rathausplatz und dem momentan brachliegenden Abrissgelände, Potentialfläche genannt, bis zur Stadtbibliothek, dem Ballonmuseum und wird darüber hinaus weitergedacht. Der Rathausplatz selbst soll grüner werden und kann gleichzeitig für Märkte und Veranstaltungen genutzt werden. Der geplante Park, der auf der Potenzialfläche entstehen soll, bietet allen Generationen einen Ort für Erholung und Verweilen im Grünen. So entsteht ein gemeinsamer Stadtraum, der gleichzeitig Aufenthaltsqualität schafft und das Stadtklima sowie Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt.

Erster Bürgermeister Michael Wörle

Mehrere Gegebenheiten sind nicht nur Michael Wörle seit längerem ein Dorn im Auge. Praktisch mitten im Zentrum befindet sich ein großflächiges Areal, das einmal bebaut gewesen war, in den letzten 15 Jahren wiederholt den Besitzer wechselte und derzeit eine wild überwucherte Brache darstellt. 2020 erwarb die Stadt das umstrittene Gelände, um es nach eigenem Gusto gestalten zu können. Anders als bei vorhergehenden Planungen wird das Gebiet nun nicht erneut bebaut, sondern wie erwähnt als Parkanlage mit Baumbestand angelegt und zum „Grünen Herzen“ der City umgestaltet. Erhalten bleibt auch die dort befindliche alte Villa, die das Kulturbüro beherbergt und die ein Bürgerprotest vor dem geplanten Abriss bewahrt hatte. Die Villa wird mit einem Cafe im Erdgeschoss aufgewertet.

Etwa so soll die Wohnbebauung auf dem momentanen Stadt park aussehen.

Aber nicht nur das neue Herzstück soll grün werden. Auch die viel zitierte Betonwüste, der Rathausplatz, wird entsiegelt und begrünt. Er soll nahtlos in das „Grüne Herz“ übergehen und die Aufenthaltsqualität ohne Konsumzwang erhöhen. Möglich wird das durch die Sperrung der Bahnhofstraße auf einem Abschnitt von knapp 100 m für den Durchgangsverkehr. Hier soll das Befahren nur für Taxis, Fahrräder und den öffentlichen Nahverkehr erlaubt sein. Ziel ist u.a. auch, die ständige Staufalle an der Kreuzung Donauwörther/Augsburger Straße zu entschärfen, die sich zum stetig wachsenden Verkehrsproblem entwickelt hat. Die Zufahrten für die Anwohner bleiben über andere Straßen gewährleistet. „Ohne den Umbau der Innenstadt wird es keinerlei Weiterentwicklung geben. Gutachter haben uns bestätigt, dass die sog. Strasser-Kreuzung kippt, wenn wir nichts tun … Deshalb müssen wir jetzt handeln“, konstatiert Bürgermeister Michael Wörle. Der Plan ist allerdings nicht unumstritten; viele befürchten als Folge Schleichverkehr durch die umliegenden Straßen. Ein Bürgerbegehren läuft. Als Voraussetzung für die anstehende Straßensperrung gilt die Verlagerung der Tiefgarageneinfahrt ans Nordende des „Grünen Herzens“. Die Zufahrt zum Parkhaus erfolgt von der Donauwörther Straße aus und führt unter dem Park hindurch. Hier werden zusätzliche unterirdische Parkplätze geschaffen, mit Verbindung zur bestehenden Tiefgarage.

Die neue Zufahrt zur Parkgarage mit weiteren Park­plätzen und der Verbindung zur bestehenden Garage

Ein neues Wohnviertel soll dagegen auf dem Gelände des alten, derzeit wenig genutzten Stadtparks entstehen. Er schließt direkt an das Einkaufszentrum City Center an. Die Handelsflächen des Centers werden zum Wohnbauareal hin erweitert; ein großer Drogeriemarkt sowie ein weiterer Lebensmittelmarkt haben im Vorfeld schon starkes Interesse angemeldet. Die Wohnbebauung findet über den neuen Handelsflächen Platz. Für die Bebauung dieses Areals wurden die Entwürfe des Architekturbüros Behnisch Architekten favorisiert. Von der dringend notwendigen Weiterentwicklung des City Centers versprechen sich die Stadtoberen eine Sogwirkung für den Handel in der Innenstadt.

Nachdem das Staatliche Bauamt dem Projekt bereits zugestimmt hat, schreiten jetzt die komplexen Detailplanungen voran. Der Baubeginn steht für 2025 auf der Agenda. Gerechnet wird mit mindestens zwei Jahren Bauzeit, sodass für die Einweihung das Jahr 2027 ins Auge gefasst werden kann. Das laut Wörle „hochattraktive Zukunftsmodell“ wird das Stadtsäckel schwer belasten, doch die Investitionen werden durch staatliche Fördergelder unterstützt und stellen einen unverzichtbaren Beitrag für die Schaffung eines identitätsstiftenden Standorts für Wohnen, Arbeiten, Wirtschaft und Kultur dar.

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