Gewerbebauten sind klotzig, verschandeln die Landschaft und versiegeln nur wertvolle Flächen? Nicht in Augsburg. Hier zeigen mehrere Leuchtturmprojekte, wie nachhaltiges Bauen geht. Und haben der Fuggerstadt damit Bauwerke beschert, die bundesweit und darüber hinaus für Aufsehen sorgen.
In den Medien wird er bereits als das „Silicon Valley von Augsburg bezeichnet – der 130.000 qm große TONI Park auf dem ehemaligen Messerschmitt Flugplatz in Augsburg. Dort versammeln sich nicht nur namhafte IT-Unternehmen – auch das Thema Nachhaltigkeit wird beim Bau großgeschrieben. Das gesamte Gelände wurde in „blühende Landschaften“ verwandelt.

Grünes Parkhaus im TONI Park
Am augenscheinlichsten wird das bei der Fassade des zentralen Parkhauses, die über zehn Stockwerke hinweg begrünt ist. Blumen in leuchtenden Farben geben der Fassade einen besonderen Akzent. Man wolle ein Zeichen setzen, was alles machbar ist“, erklärt der Leiter der TONI Immobilien Dr. Krafft KG, Andreas Lesser. Die Pflanzen wachsen in speziellen Kissenelementen, die an der Fassade befestigt sind. Insgesamt sind es rund 56.000 Setzlinge. Auf fast 700 qm Wandfläche wurde das Parkhaus mit einer Mischung aus heimischen und exotischen Pflanzen begrünt. Die Pflanzen lassen sich einzeln entnehmen und austauschen.

Wärmepumpen und Dachbegrünung
Das Parkhaus ist nicht das einzige Gebäude, bei dem im TONI Park auf Nachhaltigkeit geachtet wurde. So werden alle Neubauten mit Grundwasser-Wärmepumpen geheizt und gekühlt. Die Dächer wurden mit einer erhöhten Traglast gebaut, so dass die Begrünung intensiv umgesetzt werden konnte, heißt es vom Unternehmen. Um für besondere biodiverse Bepflanzung zu sorgen, wurde eine Saatenmischung mit vielen verschiedenen Pflanzenarten ausgebracht. Auf Dächern und im Park gibt es Tothölzer und Insektenhotels. Der Teich sorgt neben der begrünten Parkhausfassade für eine natürliche Kühlung.

Projekte Innovationsbogen und Weitblick
Der Walter-Innovationsbogen soll bereits das zweite LEEDPlatin zertifizierte Bauwerk im Innovationspark werden. LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design und ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen. Vorreiter in Sachen Energy and Environmental Design im Innovationspark ist das Weitblick 1.7 Gebäude, das dort bereits 2021 in Betrieb gegangen ist. Dieses Projekt ist ein moderner Bürokomplex mit 17.300 qm vermietbarer Gesamtfläche. Das Office-4.0-Konzept von Weitblick 1.7 bietet den Mietern Open-Space-Arbeitsflächen, gastronomische Einrichtungen sowie eine Kindertagesstätte. Beim Walter-Innovationsbogen trifft außergewöhnliche Architektur auf wegweisende Energieefizienz und maximale Flexibilität. Er setzt in vielen Bereichen Maßstäbe beim Einsatz von umweltschonender Technik und Verwendung von modernen Materialien. Absolut wegweisend und zugleich eine Weltpremiere ist die Fassade aus 100 % recyceltem Aluminium. Die Montage der vorgefertigten Elemente wird im Sommer abgeschlossen.

Ressourcenschonung
Die besondere Fassade ist nicht die einzige technische Maßnahme, um beim Innovationsbogen für eine überdurchschnittliche Schonung der Ressourcen zu sorgen. Die Photovoltaikanlagen auf dem Dach des Innovationsbogens leisten einen Beitrag zur Energieversorgung. Die Klimatisierung der Räume erfolgt durch hoch komfortable Heiz- und Kühlsegel. Die Wärmeversorgung und Kälteversorgung werden durch die Nutzung des Grundwassers gewährleistet. Die extensive Begrünung des Daches dient gleichzeitig als Speicher für das Regenwasser.
Augsburg Office LOFTS
Auch die „Augsburg Office LOFTS“ des Projektentwicklers brixx sind nicht nur architektonisch außergewöhnlich, sondern entsprechen im Bereich Nachhaltigkeit allerhöchsten Standards, sagt brixx-Gesch.ftsführer Alexander Diehl. „Für uns ist Nachhaltigkeit bereits seit vielen Jahren ein echtes Anliegen und nicht etwa eine Modeerscheinung“, betont er. Nachhaltig zu bauen bedeute, auch langfristig Energie und damit Nebenkosten zu sparen – ein finanzieller Vorteil für die Nutzer. Die Office LOFTS entstehen im Gewerbegebiet Bergiusstraße in Augsburg. Auf einer Fläche von rund 11.600 qm werden dort drei große, moderne Bürohäuser gebaut.
Intelligente Energieverwertung
Nachhaltigkeit wird bei den Office LOFTS auf mehreren Ebenen angegangen, so Diehl. So wird Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage tagsüber gespeichert und kann abends bei Dunkelheit abgerufen werden. Mit diesem Strom wird über Wärmepumpen auch Kälte- und Wärme-Energie erzeugt und in großen Sole-Eis-Speichern gelagert – die wiederum bei Bedarf abgerufen werden kann. „Besonders innovativ an diesem System ist, dass nicht nur die erzeugte Energie, sondern auch die jeweilige ‚Abfallenergie‘ gespeichert wird“, erklärt Diehl. Bei der Erzeugung von Kälte entsteht Wärme als Abfall – und umgekehrt. Es werde generell wenig Energie im Betrieb verbraucht, die Energie werde eigenständig erzeugt, auch die Verluste bei der Energieerzeugung würden wieder in Energie umgewandelt, so der Gesch.ftsführer. Zusammengefasst könne man sagen: „Es entsteht ein eigener, autarker Kreislauf, es werden tatsächlich kaum fossile (oder alternative) Brennstoffe benötigt – nur an außergewöhnlich kalten Wintertagen garantiert ein sogenannter Spitzenlastkessel mit Biogas hohen Komfort und Versorgungssicherheit.“
Ausgleichsflächen mit Baumneupflanzung
Doch auch bei brixx endet die Nachhaltigkeit nicht in der Gebäudetechnik. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch eine nachhaltige Partnerschaft und Kooperationen mit langjährigen Partnern wie der Martini GmbH & Co. KG“, so der Gesch.ftsführer. Auf einem insgesamt 350 Hektar großen Gelände von Martini werden durch das Sponsoring der brixx 11.000 neue Bäume nördlich des Chiemsees bei Seeon gepflanzt – also ein Baum je Quadratmeter Mietfläche in den LOFTS. Damit wird zum Beispiel eine zu rekultivierende Kiesgrube wiederaufgeforstet. Zudem wird ein für den Klimawandel stressanfälliger Fichtenwald durch Laubbäume (Buchen, Eichen, Ahorn), Lärchen und Weißtannen ergänzt, um einen stabilen artenreichen Bestand zu schaffen. FA