Wenn es um die Gestaltung des Ensembles Wittelsbacher Park in Augsburg geht, sind sich nicht alle an den diversen Plänen Beteiligten grün. Am Rande einer der größten Grünanlagen Augsburgs stehen markante Bauten, die für sich den Titel Leuchttum-Architektur beanspruchen dürfen. Doch dort befindet sich seit Jahren auch ein Schandfleck, ein seit längerem geschlossenes Parkhaus, überdeckt von einer Bauruine, an der sich bereits die Natur festgefressen hat.
Was damit geschehen soll – daran scheiden sich die Geister.
Kern der seit Jahren andauernden Diskussionen ist das Parkhaus, oder was davon übrig ist. Es soll den Besuchern des Kongress am Park und den Gästen bzw. Bewohnern des Hotelturms Stellflächen für ihre PKWs bieten, was auch dringend notwendig ist. Momentan sind die feh-lenden Parkplätze das größte Manko für die Betreiber der beiden Gewerbebetriebe, die das Image der Stadt mitprägen. Aber auch die Anwohner des Antonviertels monieren zu Recht die Situation des lästigen Park-Such-Ver-kehrs und der daraus resultierenden weiteren Probleme. Ganz zu schweigen vom Ärger, den die motorisierten Gäste und Besucher bei ihrer Ankunft empfinden. Doch die Situation ist verfahren, was daran liegt, dass sich die beiden Eigentümer der maroden Immobilie nicht über die zukünftige Nutzung bzw. Bebauung einigen können und auch das Stadtbauamt so nicht wirklich eine Handhabe hat.
Wenn es um die Gestaltung des Ensembles Wittelsbacher Park in Augsburg geht, sind sich nicht alle an den diversen Plänen Beteiligten grün. Am Rande einer der größten Grünanlagen Augsburgs stehen markante Bauten, die für sich den Titel Leuchttum-Architektur beanspruchen dürfen. Doch dort befindet sich seit Jahren auch ein Schandfleck, ein seit längerem geschlossenes Parkhaus, überdeckt von einer Bauruine, an der sich bereits die Natur festgefressen hat. Was damit geschehen soll – daran scheiden sich die Geister.
Aus rein architektonischer Sicht drängt sich die Vorgabe auf, das betreffende Areal so zu gestalten, dass es sich harmonisch in das bestehende Ensemble Kongresshalle und Hotelturm einfügt, gleichzeitig ein optisch ansprechendes Entree in den Park darstellt und auch in der Gestaltung klimatechnisch auf der Höhe der Zeit ist. Eine unbestreitbar berechtigte Vorstellung, denn die beiden bestehenden Gebäudekomplexe zählen zu den modernen baulichen Aushängeschildern von Augsburg. Dreh- und Angelpunkt dürften die unverzichtbaren Parkflächen sein. Der Kongress am Park, ursprünglich Kongresshalle, wurde 1972 vom Stuttgarter Architekten Max Speidel entworfen. 2009 wurde die Kongresshalle als Architekturbeispiel der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz gestellt.
Das in die Jahre gekommene Gebäude bedurfte jedoch einer umfassenden Sanierung. Unter Leitung des Architekturbüros Schuller + Tham wurde die Generalsanierung 2010 in Angriff genommen. Das Gebäude konnte 2012 unter dem Namen „Kongress am Park“ wieder eröffnet werden. Das Architekturdenkmal, energetisch und sicherheits technisch auf höchstem technischem Stand, ist als Kongress- und Tagungszentrum gefragt sowie eine beliebte Location für Konzerte und andere Veranstaltungen.
Der Hotelturm, wegen seiner Optik auch Maiskolben genannt, ist mit seiner Höhe von 115 Metern (ohne Anten-ne) das höchste Bauwerk Augsburgs und von weither zu sehen. Auch er wurde 1972 fertiggestellt. Auftraggeber für Planung und Bau des Augsburger Hotelturms war ursprünglich die Stadt Augsburg. Neben der neu geplanten Kongresshalle sollte auch ein Hotelgebäude errichtet werden und so insgesamt ein attraktives Tagungszentrum entstehen. Da es sich um ein privat betriebenes Hotel handeln sollte, machte sich die Stadt auf die Suche nach einem Investor. Die einzige Zusage kam von Otto Schnitzenbaumer, der es sich mit diesem Projekt zum Ziel gesetzt hatte, in seiner Heimatstadt ein „Wahr-zeichen für das neuzeitliche Augsburg“ zu errichten. Der Bau wurde von den Architekten Reinhard Brockel und Erich Müller in der für die 1970er Jahre typischen Sichtbetonbauweise errichtet und zählt wie der Kongress am Park zu den bedeutenden Bauten der Nachkriegs-moderne. In den folgenden Jahrzehnten wechselte das Gebäude mehrfach den Besitzer bzw. Betreiber. Nach einer Generalsanierung eröffnete darin 2001 das 4-Sterne-Hotel Dorint. Die unteren elf Stockwerke werden heute vom Hotel belegt, das aktuell von der Kölner Honestis AG betrieben wird. Die Stockwerke 12 bis 33 sind mit privat mietbaren Apartments belegt. Bis 2021 nutzte die Klassik Radio AG das oberste Stockwerk.
Dass es in Sachen Parkhaus nicht vorangeht, liegt vor allem am seit Jahren andauernden juristischen Tauziehen der beiden Eigentümer der Bauruine, Bernhard Spielberger und Jürgen Wowra. Aktuell zur Diskussion stehen zwei Möglichkeiten: Bernhard Spielberger möchte auf dem Areal eine Seniorenresidenz mit einer mehrstöckigen Parkgarage errichten. Jürgen Wowra strebt dagegen eine reine Parklösung an, ein „grünes“ Parkhaus für das ganze Quartier.
Dabei steht zur Diskussion, ob nur der Überbau des alten Parkhauses abgerissen werden soll oder das ganze Gebäude. Von mehreren Seiten favorisiert wird derzeit ein Gesamtabriss, für den sich auch Götz Beck, Chef des Kongress am Park, als erster ausgesprochen hatte. In diesem Frühjahr hatte Minderheitseigentümer Jürgen Wowra eine Illustration eines Parkhauses mit begrünter Außenfassa-de samt Photovoltaikmodulen präsentiert, das sowohl auf einer sanierten Basis als auch nach dem Abriss der alten Be-bauung relativ schnell, in rund einem Jahr, zu realisieren wäre. Eine zeitnahe Lösung des Parkplatz-Problems für Augsburg. Für den Mehrheitseigentümer Spielberger dagegen rechne sich nur eine neu zu errichtende Groß-Parkgarage mit einer darüber liegenden, vierstöckigen Senioren-Wohnanlage, weil ein reines Parkgarage-Geschäft kaum rentabel sei. Er kann sich eine Art „Zwillingsturm“ mit 420 Apartments neben dem bestehenden Turm vorstellen, der nur halb so hoch ist wie dieser. Daneben solle das separate Parkhaus mit Überbau entstehen.
Zuletzt hatte sich auch die Alt-Augsburg-Gesellschaft mit einem konkreten Lösungsvorschlag eingebracht. Sebastian Berz, Architekt und Vorsitzender der Gesellschaft schlägt vor, auf dem betreffenden Areal von einer Wohnbebauung abzusehen. Seiner Meinung nach würden Investoren aus Eigennutz die Lösung des vorrangigen Problems, der Parkplatz-schaffung, blockieren. Nicht aus dem Blick zu verlieren sei die Notwendigkeit, die positiven Aspekte einer solchen Grünanlage wie des Wittelsbacher Parks im Hinblick auf Optik und Klimaeffekt zu verstärken. Eine Wohnbebauung an dieser Stelle, der engsten des Parkes, würde einen schädlichen Effekt nur fördern. Er favorisiert die Idee eines „versteckten“ spiralförmigen Parkhauses. Studenten der Technischen Hochschule haben dafür einen Plan entwickelt. Eine Seite grenzt an die Imhofstraße, der Rest würde sich in einem weiten Bogen organisch in den Park einfügen. Denkbar wäre auch ein komplett unterirdisches Konzept. Durch Wegfall der bestehenden optischen „Blockade“ würden Hotelturm und Kongress am Park besser als Ensemble wahrgenommen werden können. Wer für die Finanzierung aufkommen sollte, bleibt allerdings unklar, da sich das Areal nicht im Besitz der Stadt befindet.
Zur derzeitigen Misere könnte auch in den 1970er-Jahren die damalige Stadt-verwaltung beigetragen haben. Dieser Meinung ist der Architekt und ehemalige Stadtrat Volker Schafitel. Er erinnert sich, dass die Stadt für die Kongresshalle seinerzeit keinen einzigen Stellplatz nachgewiesen habe. Sie habe dem damaligen Bauherrn des Turms, Otto Schnitzenbaumer, vertraglich eine Mitnutzung der Hotelparkplätze „aufgedrückt“, wohl in Kompensation mit dem Baurecht für den Turm. Seiner Meinung nach habe dieses Konzept nie funktionieren können. Auch Schafitel selbst hatte sich schon mit dem Problem befasst und ein Konzept vorgelegt, das vorrangig Stellplätze für Hotel UND Turm beinhaltet, um den Altfehler zu bereinigen. Sein Entwurf mit der begrün-ten Fassade, den „hängenden Gärten“, steht auch in der Höhe in gewolltem Kontrast zum benachbarten Turm. Es beruht auf der Ertüchtigung des bestehenden Parkhauses.
Götz Beck, Geschäftsführer der Kongress am Park Betriebs GmbH und der
Regio Augsburg Tourismus GmbH, und sein Team haben eine klare Meinung
zur Sachlage:
„Gut ist, dass von Seiten der Politik jetzt aktiv eine Lösung gesucht
wird und dafür das Engagement erh.ht wurde. SPD und Grüne z.B. forderten
ja unlängst einen Abriss und auch die CSU hat aktuell eine Anfrage an
die Stadtregierung gestellt. Wichtig wäre es unseres Erachtens klar zu machen,
dass eine größere Bebauung in Form einer Seniorenresidenz in dieser
Parklandschaft nicht möglich ist, da es dem Klimaziel und der Aufenthaltsqualit.t
widerspricht. Wichtig w.re, das Thema grünes Parkhaus weiter zu verfolgen,
obwohl durchaus darüber nachgedacht werden darf, mehrere Ebenen
unterirdisch anzulegen. Eine Wirtschaftlichkeit ist unseres Erachtens sicherlich
machbar, da der Druck nicht nur von Kongress am Park und dem Hotel, sondern
auch von den Anwohnern und den anliegenden Firmen (z. B. Renk) vorhanden
ist und auch nach der Sanierung der Erhard-Wunderlich-Sporthalle
wieder überregional bedeutsame Veranstaltungen in dieser mit bis zu 3.500
Personen stattfinden können (nach Abschluss der Komplettsanierung). Auch
muss die Frage gestellt werden, ob ein Parkhaus in diesem sensiblen Umfeld
nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben werden sollte oder ob
angesichts des dramatischen Klimawandels nicht andere Einflussfaktoren in
der Gesamtbilanz einfließen müssten.“